Schrott wird flott: Linux auf dem FSC B142
Ende der 1990er waren Subnotebooks auch hierzulande ziemlich populär. Zu besten New Economy Zeiten war es en Vogue, mit einem Toshiba Portégé, Toshiba Libretto oder der Fujitsu Siemens B-Serie unterm Arm beim Kunden aufzutauchen. Dem Trend konnten wir uns auch nicht verschließen und so bekam Jochen ein Portége 3010CT und ich kurz darauf ein etwas dickeres Fujitsu Siemens B142. Beide waren bis etwa 2003 unter Linux oder FreeBSD im regulären Einsatz und verschwanden danach in einer Krustelkiste. Die Debatte um Billigst-Subnotebooks vom Schlage eines Asus EEE (insbesondere bei Robert Basic) hat mich nun dazu bewogen, das B142 wieder rauszuholen und zu schauen, wie es sich unter heutigen Bedingungen schlägt. Ziel ist es, ein altes Subnotebook mit robustem Magnesiumgehäuse mit Linux und der richtigen Software zum ernsthaften Konkurrenten moderner Billigrechner zu machen.
Hardware
- Gehäuse: Magnesium, etwa A5-Format, 30mm dick
- Display: TFT, 8,4 Zoll Diagonale 800×600 Pixel mit PS/2-Touchscreen
- RAM: 32MB fest eingebaut, aufgerüstet mit einem SO-SDRAM auf maximal 160MB
- Prozessor: 300MHz Mobile Celeron “Mendocino”
- Grafikkarte: Neomagic NM2160, 2MB Grafikspeicher (genug für 800×600@24Bit oder extern 1024×768@16Bit)
- Festplatte: 2,5 Zoll, normale Bauhöhe; Original 4,3GB, aufgerüstet auf 40GB; BIOS-Obergrenze bei 64GB (darüber möglicherweise Bootprobleme)
- CDROM: Extern, PCMCIA, nicht bootfähig
- Diskette: Extern am Portreplikator
- PCMCIA Ein Schacht, Cardbus tauglich
- USB: 2 Ports USB 1.0, nicht bootfähig
- Netzwerk: nicht vorhanden
Da sich eine 4,3 Gigabyte-Festplatte kaum für ein modernes Linux eignet — geschweige denn als Zwischenlager für massenweise Fotos –, habe ich Ende 2006 beschlossen, eine größere Festplatte einzubauen. Damals waren 40GB günstig zu erhalten, heute würde ich wahrscheinlich 60GB wählen. Diese Größe sollte noch bis 2009 erhältlich sein, in deutlich teurerer Automotive-Spec (-30°C bis +80°C) sogar noch länger. Von größeren Festplatten würde ich indes absehen: Zwar erkennt Linux die Geometrien korrekt, das BIOS jedoch nicht. Das kann unter Umständen zu Bootproblemen führen.
Vorbereitung der Festplatte
Weil Ubuntu 7.10 praktisch vor der Tür stand, entschied ich mich für die Alpha-Version 5 (mittlerweile schon wieder näher an der finalen Version) und die Installation via externem PCMCIA-CD-Laufwerk. Hierbei stand zunächst im Weg, dass dieses nicht bootfähig ist. Da ich sowieso die Festplatte austauschen wollte, bereitete ich diese mit einem Adapter 2,5 Zoll auf 3,5 Zoll am PC vor. Die Platte bekam am Anfang eine kleine Linux-Partition, die auf aktiv (!) gesetzt wurde. 20MB genügen hierfür, ich entschied mich für 130MB um auch noch ein Damn Small Linux als Notfallsystem drauf unterzubringen. Dahinter folgte eine 512MB große Swap-Partition, die auch gleich als solche initialisiert wurde. Die restlichen Partitionen sind optional, ich habe sie aber gleich so angelegt, wie ich sie später brauche:
Disk /dev/hdd: 40.0 GB, 40007761920 bytes 255 heads, 63 sectors/track, 4864 cylinders Units = cylinders of 16065 * 512 = 8225280 bytes Disk identifier: 0x000b9419
Device Boot Start End Blocks Id System /dev/hdd1 * 1 17 136521 83 Linux /dev/hdd2 18 80 506047+ 82 Linux swap / Solaris /dev/hdd3 81 3485 27350662+ 83 Linux
Achten Sie darauf, am Ende der Festplatte wenigstens 170MB Platz zu lassen (RAM + Grafikspeicher + etwas Überhang) um später eine Suspend-to-Disk-Partition unterbringen zu können.
Installations-Bootloader
Als Bootloader für die Installation wählte ich Extlinux, den EXT2-Bruder von Isolinux und Syslinux (Extlinux-Artikel im Rootserverexperiment). Alle drei sind im Syslinux-Paket enthalten. Extlinux setzt zunächst einen DOS-MBR voraus, der ebenfalls im Syslinux-Paket dabei ist. Geschrieben wird dieser mit cat. Im nachfolgenden Beispiel ist die am Adapter hängende Notebook-Platte /dev/hdd:
DEFAULT ubuinst TIMEOUT 300 PROMPT 1LABEL ubuinst KERNEL install.bzi APPEND initrd=install.dsk file=/cdrom/preseed/xubuntu.seed vga=788 quiet --
Xubuntu-Installation
Die so vorbereitete Festplatte sollten Sie vor dem Einbau testen. Noch am Adapter booten Sie Ihren PC von der 2,5-Zoll-Platte. Gefahr besteht keine: Wenn Ubuntu nicht die Instllations-CD findet, bricht die Installation ab. War der Test erfolgreich, bauen Sie die vorbereitete Platte ins B142. Aus- und Einbau beschreiben Adam Pribyl und Petr Simadl sehr detailliert. Bereits beim dritten Bild der Beschreibung ist die Festplatte erreichbar.
Zur Installation selbst gibt es wenige Anmerkungen: Ich habe sie nach dem Boot von der präparierten Festplatte vom — ursprünglich im Lieferumfang enthaltenen — PCMCIA-CDROM durchgeführt. Ein USB-CDROM sollte ebenso funktionieren. Ob ein Usbstick funktioniert, der via dd mit der Ubuntu-Installations-CD versehen
wurde, weiss ich nicht, werde ich ggf. noch testen.
Wählen Sie auf jeden Fall die manuelle Partitionierung: Andernfalls löscht Ubuntu die kleine Startpartition, was nach einem Fehler bei der Installation zur Folge hat, dass sie diese nicht erneut starten können und die Festplatte ausbauen müssen — das tut weder der Platte noch dem Magnesiumgehäuse
besonders gut.
Nach der Installation habe ich das PCMCIA-CDROM durch eine Ethernetkarte ersetzt und in der /etc/apt/sources.list die Installations-CD auskommentiert. Damit die Netzwerkkarte beim Start mit einer IP-Adresse versehen wird, modifizierte ich noch die /etc/network/interfaces:
auto lo eth0 iface lo inet loopback iface eth0 inet dhcp
Zwischenfazit
Mit angestöpselter USB-Maus war so bereits normales Arbeiten möglich. However: 300MHz, 160MB RAM, 800×600 Pixel und fehlende oder veraltete Schnittstellen erfordern den einen oder anderen Workaround oder wenigstens eine pfiffige Konfiguration. Auf die Konfiguration des Touchscreens etc. werde ich deshalb in weiteren Einträgen näher eingehen. Sollten Sie Blut geleckt haben und ein gebrauchtes B142 erstehen wollen: Beziehen Sie auch das Nachfolgemodell B2130 in Ihre Suche ein.
Dieses ist mit 10 Zoll etwas größer, hat eine PXE fähige Netzwerkkarte integriert und kommt (nach meiner Information) mit maximal 320MB RAM klar.
Weitere Beiträge in “Schrott wird flott” (die noch nicht verlinkten werden in den nächsten Wochen entstehen):
- Installation von Xubuntu auf dem B142
- Konfiguration des Touchscreens und Matchbox als GUI
- Anwendungen für schwache Hardware
- Peripherie: Schnittstellen per Cardbus nachrüsten
- Kleine Kaufberatung für Geizhälse
Links zum Thema:
Ist ja immer eine knifflige Sache, so ein Linux auf das Notebook zu spielen. Bei meinem Samsung GT 8000 läuft seit seinem Erscheinen das XUbuntu 6.06 “Dapper Drake” – zu meiner vollsten Zufriedenheit.
Viel Erfolg beim Basteln!
BTW: Hast Du so ein hohes Spamaufkommen, dass Du dieses unsäglich umständliche Captcha brauchst?
Mit DVD-Laufwerk ist zumindest die Wahl des Installationsmediums keine große Sache mehr. Ohne optisches Laufwerk oder eine PXE fähige Netzwerkkarte (siehe http://blog.rootserverexperiment.de/2007/09/17/der-buro-bootserver-pxelinux-im-praxiseinsatz/ ) ist es etwas frickeliger.
Zum Spamaufkommen: Ja, es ist leider zunächst notwendig. Ich hatte ein paar Monate gar keine Kommentare aktiviert, weil ich hier und im Rootserverexperiment jeweils 10.000 bis 15.000 Spam-Kommentare pro Monat hatte. In beiden Blogs war zwar meine Postingfrequenz nie besonders hoch, aber einige sehr gut verlinkte Tutorials bescheren gute Suchergebnisse und ziehen Spammer an. Ich arbeite gerade an einem AJAX basierten Anti-Spam-Plugin (für den normalen Nutzer mit aktiviertem JavaScript absolut unsichtbar), das aber noch eine Weile bis zur Fertigstellung braucht. Bis dahin bleibt es bei reCAPTCHA.
Wir hatten auch schon Linux auf unserem “Notizblock”. Irgendeine Ubuntu-Version, allerdings ohne Touchscreenfunktionalität, wenn ich mich richtig erinnere.
Ich bin ja auch immer ein großer Fan davon alte Geräte noch weiter zu verwenden, auch wenn alle anderen sie schon auf den Müll geworfen haben, aber just als ich ein ähnliches Experiment mit meinem Siemens Sub anstellen wollte, gab es leider endgültig den Geist auf. Schade eigentlich, irgendwie finde ich die Dinger immernoch cool.
Alte Geräte müssen ja auch nicht gleich immer schlecht sein. Ärgerlich ist es nur, wenn so eine Rarität dann irgend wann tatsächlich den Geist aufgibt.