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Gedanken und Hintergedanken. Außerdem: Computer, Autos, die dicke Katze von nebenan, Biber in der Innenstadt, meine Freundin und Ich.

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Down on the Street (Argentina 2) – MUY 479 – Justicialista Gran Sport

April 19th, 2012 Autos | 1,812 Kommentare »

Es passiert selten, dass ich ein Auto nicht zuordnen kann. Bei einer Pinkel- und Essenspause (es gab Rinderbraten en masse) auf einer Reise mit Chevalliers Überlandbus ein paar Hundert Kilometer westlich von Buenos Aires ist mir aber genau das passiert. Auf einem Hänger sah ich ein mutmaßlich passabel restauriertes Fahrzeug der späten Fünfziger oder frühen Sechziger, das ich nicht einordnen konnte. Das Design erinnerte an DKW oder Borgward der Mittfünfziger. Meine erste und einzige Begegnung mit MUY 479.

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Down on the Street (Argentina 1) – Rastrojero erste Generation

April 15th, 2012 Autos | 2,911 Kommentare »

In der Ära Péron versuchte Argentinien, sich von beiden großen Blöcken autark zu machen. Auch wenn die politische Ausrichtung eher sozialistisch oder sozialdemokratisch war, hielt Péron eine deutliche Distanz zu Russland, den WP-Staaten und assoziierten Staaten. Zu Juan Pérons drittem Wege gehörte eine (teil-) verstaatlichte Wirtschaft, die gerade gerade in unterentwickelten Schlüsselbereichen viel Protektionismus genoß. Vor diesem Hintergrund sollte der Versuch, unter dem Dach der IAME (Industrias Aeronáutica y Mecánicas del Estado) eine eigene Automobilindustrie aufzubauen ähnlich betrachtet werden, wie das Airbus-Konsortium, welches als europäisches Projekt gut zwanzig Jahre später die Vormacht der USA auf dem Markt der zivilen Großraumflugzeuge brechen sollte.

Eines der ersten selbständigen Projekte war mit dem Rastrojero ein kleiner Pickup beziehungsweise geschlossener Geländewagen, der in Größe, Leistung, Nutzlast und Preis in der Kategorie der “Civilian Jeeps” (CJ, ab 1945) von Kaiser Willys und Land Rover (ab 1948) anzusiedeln war. Entwickelt wurde es seit Ende der 1940er, Produktionsbeginn war 1952. Der erste Rastrojero (“Landmann”, “Bauer” oder “Farmer” – vielleicht kann mir ein Leser, der argentinisches Spanisch spricht die passendste Bedeutung des Wortes heraussuchen) wurde von 1952 bis 1969 gebaut und erinnerte optisch eher an Dodge Power Wagon als an Jeep oder Land Rover. Motorseitig war er zunächst nur mit dem legendären seitengesteuerten 2,2l Benziner (Baureihe L134, “Go devil”) von Kaiser Willys erhältlich, der bereits im zweiten Weltkrieg Militärjeeps antrieb. Bereits 1954 löste der Borgward 1,8l-Diesel mit 42PS aus dem Hansa 1800 Diesel den rennenden Teufel ab. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass das Datum der Umstellung mit der Errichtung des argentinischen Borgward-Werkes zusammenfiel.


Rastrojero 1st Gen

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Wenn die Elektronik vom Auto spinnt…

March 23rd, 2010 Fuhrpark, Selbstreferentielles | 19 Kommentare »

Bislang hatte jeder unserer Peugeots mit Zentralverriegelung Probleme mit derselben. Die Krönung war mein 505 Commerciale, der mich irgendwann gar nicht mehr aus dem Auto lassen wollte. Ganz so schlimm kann es mit dem 307 nicht kommen: Bis auf den Kofferraum lassen sich alle Türen von innen entriegeln.

Dummerweise nicht verriegeln. Zum Abschließen und Öffnen stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Die Zentralverriegelung mit Schlüsselfernbedienung schließt alle Türen, wertet aber die Sensoren der Türen und Heckklappe aus und öffnet sofort wieder, wenn einer der Sensoren “geöffnet” anzeigt
  • Der “Panic-Button” schließt alle Türen und wertet hierfür den Zustand der Heckklappe nicht aus
  • Das Verriegeln/Entriegeln der Fahrertüre triggert die Zentralverriegelung
  • Das Öffnen einer Türe bei aktivierter Zündung öffnet die Zentralverriegelung
  • Das Öffnen der Heckklappe funktioniert mittels Magnetschalter

Der Magnetschalter der Heckklappe und die Zentralverriegelung liegen auf unterschiedlichen Sicherungen. Die Zentralverriegelung auf einer eigenen Sicherung, die Sicherung der Heckklappe ist nicht aus der Bedienungsanleitung ersichtlich.

Nun dachte unser 307, die geschlossene Heckklappe stünde offen und ließ sich nicht mehr verriegeln. Einen Teilerfolg brachte es, in das Auto einzusteigen, dieses mit Panic-Button zu verriegeln und dann die Sicherung der Zentralverriegelung abzuziehen (bei geschlossener Fahrertüre). Damit waren alle seitlichen Türen geschlossen, die Fahrertüre konnte von innen entriegelt und von außen per Zündschlüssel verriegelt werden. Leider ließ sich die Heckklappe noch öffnen. Abhilfe schuf hier nur die Radikalmethode: Batterie abklemmen, Motorhaube fallen lassen: Das Auto ist rundum zu.

So gelang es mir immerhin, das Auto “dicht zu machen”, ich musste heute nacht keine Angst haben, dass Punks einziehen. Und ein “Notfallbetrieb” ist möglich, solange man nur Fahrertüre und Heckklappe öffnen muss.

Heute früh laufe ich ans Auto, klemme die Batterie wieder an und merke, dass das zentrale Info-Display nicht mehr eine geöffnete Heckklappe anzeigt. Also Sicherung F14 wieder rein und siehe da: Alles ist so, wie es sein soll. Ich wüsste nun zu gern, ob das Problem in der Elektronik selbst lag — wir alle kennen Software, die irgendwann einen Betriebszustand erreicht, der vom Programmierer nicht vorgesehen war, — oder ob einfach Feuchtigkeit dem Sensor zu schaffen machte.

Befriedigend ist das Abklemmen der Batterie bei Zentralverriegelungsproblemen jedenfalls nicht. Eine eigene Sicherung für die Heckklappe, die im Fehlerfall abgezogen werden kann, würde hier den Komfort bis zur Behebung des Problems deutlich erleichtern.

Warum ein Wikipedia-Fork gut wäre

November 19th, 2009 Gedanken | 28 Kommentare »

Begonnen mit Mogis hat sich bei Felix von Leitner Felix von Leitner, Kristian Köhntopp und dem Rest der “Blogosphäre” in den letzten Wochen eine Diskussion um die Relevanzkriterien der Wikipedia und ihre Zukunft entwickelt. Von dort ging es munter weiter zur virtuellen Kleingärtnermentalität und zurück zur Frage wie die zur Verfügung stehenden Werkzeuge einen Nutzer beeinflussen: “Wenn Dein ein einziges Werkzeug ein Hammer ist, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus”. Der Hammer der Admins ist der Löschlink. Die Nägel der Wikipedia sind neue, rohe Einträge – zu kurz, zu irrelevant oder zu lang und zu unbelegt.

Seit ein paar Jahren schon habe ich das Gefühl, dass sich die Wikipedia nicht wirklich voranbewegt. Die Zahl der Einträge steigt (aber das Wachstum flacht ab) und die jährlichen Spendenaufrufe bitten um größere Summen. Das ist quantitatives Wachstum. Ein qualitatives Wachstum kann ich nicht erkennen. Fefe verdeutlicht qualitative Probleme aus der Sicht des Contributors, ich sehe die Probleme bereits in der Sicht des Lesers: Während Felix ganz zurecht mit der sehr gewöhnungsbedürftigen Editierung von Einträgen argumentiert (ganz besonders bei Tabellen) und einen WYSIWYM-Editor fordert, frage ich, wo denn die Erleichterung für den User ist? Mehr »

Zum Vergleich: Energiedichte Diesel vs. Notebook-Akkus

October 2nd, 2009 Autos, Gedanken | 737 Kommentare »

Golem hat einen interessanten Artikel zu IBMs Engagement bei Elektroautos. Es geht um Akkupacks für Elektroautos, die 500 Meilen halten sollen.

Ich halte wenig davon, ich habe auch für 800km keine Lust, 500kg Akkus mitzuschleifen. Und welche Ströme sind eigentlich beim “Tanken” erforderlich, wenn es mal schnell gehen soll?

Vielleicht bin ich verwöhnt: Normales Dieselöl hat die 80fache Energiedichte wie der Akku des Tesla. Selbst mit IBM Ziel ist es noch Faktor 10 und die ungelöste Tankfrage, wie ich in fünf Minuten 750kWh reinkriege (das entspricht 60 Liter Diesel a 12,5kWh). Ja, das sind 150kWh pro Minute oder 9MW Leistung beim Tanken…

Viel sinnvoller würde ich es daher finden, wenn Silizium als Energiespeicher zum Einsatz käme. Das kann entweder direkt in Wärme umgewandelt werden oder katalytisch dazu benutzt werden, Wasserstoff für eine Brennstoffzelle zu erzeugen. Akkus als Zwischenspeicher: nett, aber vielleicht eignen sich auch Kondensatoren? Und für die Stadt schweben mir eh Induktionsschleifen an Bushaltestellen und Ampeln vor. Zukunftsmusik? Nö, was bei Dell-Notebooks und Straßenbahnen funktioniert, sollte auch für Stadtautos klappen.

Nachtrag: PDF zu Silizium als Energieträger

Gefülltes Baguette (vegetarisch)

September 27th, 2009 Kochen, Merk-würdiges | 11 Kommentare »

Wir hatten gestern ein paar Freunde zu Besuch und da versteht es sich von selbst, dass es etwas leckeres, aber nicht zu kompliziertes gibt. Gestern fiel die Wahl auf ein gefülltes Baguette, das Rezept stammt von meiner Mutter, kleine Abwandlungen von mir. Zunächst die Zutaten:

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Zur Technologieneutralität der geplanten Sperren

June 16th, 2009 Datenschutz, Links und Rechts, Panopticon | 7 Kommentare »

Ich wurde in den letzten Tagen mehrfach darauf hingewiesen, dass die Sperrlisten ja komplette URLs enthalten und damit die Kollateralschäden hinsichtlich Unzustellbarkeit von Emails oder des Overblockings nicht vorkommen müssen. Tatsächlich heisst es im Gesetzentwurf:

Für die Sperrung dürfen vollqualifizierte Domainnamen, Internetprotokoll-Adressen und Zieladressen von Telemedienangeboten verwendet werden. Die Sperrung erfolgt mindestens auf der Ebene der vollqualifizierten Domainnamen, deren Auflösung in die zugehörigen Internetprotokoll-Adressen unterbleibt.

Demnach sollen die Provider Listen nicht nur der Domainnamen, sondern tatsächlich komplette URLs, wohl auch mit GET-Parametern erhalten. Sehen wir uns die Alternativen an:

  1. Sperrung auf IP-Ebene:

    Es gibt keine Möglichkeit, zuverlässig herauszufinden, ob hinter einer IP-Adresse nur eine Domain gehostet wird oder zu erkennen, wann eine Site auf einen Server umzieht oder von ihm wegzieht. Nicht einmal das Ausbleiben von HTTP-Verkehr auf eine bestimmte Domain könnte als Indiz gewertet werden, dass bestimmte Hosts einer Domain nicht auf dem Server liegen — schließlich muss eine Domain nicht zwangsläufig zum Hosten von Webseiten verwendet werden oder kann momentan einfach brach liegen. Selbst wenn man beim Aussprechen der Sperrverfügung für eine IP-Adresse sicher ist, dass hinter ihr nur illegale Inhalte gehostet werden, kann es sich um einen Shared Hosting Server handeln, der grade erst befüllt wird.

    Wie schnell es zum Overblocking kommen kann, hat die Youporn-Sperre durch Vodafone bewiesen, dort haben einige Provider auf IP-Ebene geblockt, ohne zu berücksichtigen, dass Youporn zu dieser Zeit sich Server mit anderen Inhalten teilte. Die Kollateralschäden dieser Form der Sperrung sind nicht zu überblicken.

  2. Sperrung auf Ebene der vollständigen Zieladresse:

    Der einzig technisch praktikable Ansatz, dies zu realisieren ist die in Großbritannien gebräuchliche Cleanfeed-Methode. Hier werden “verdächtige” Hostnamen entweder per DNS- oder per Router-Manipulation auf einen transparenten Proxy umgeleitet. Dieser filtert angefragte HTTP-Requests und liefert nur bei bestimmten Mustern das “Stoppschild” zurück. Eine derartige Filterung wirkt auf den ersten Blick eleganter (weil weniger anfällig gegen Overblocking), hat jedoch den Beigeschmack, dass hier Privatunternehmen beauftragt wären, die Kommunikation ihrer Kunden zu überwachen. Nicht schön: Ein HTTP-Request kann persönliche Daten sichtbar in GET-Parametern, aber ebenso unsichtbar in Cookies oder POST-Requests transportieren. Ich habe wenig Vertrauen, dass ein Privatunternehmen wie die T-Com die anfallenden Daten vertraulich behandelt.

Die vermeintlich “technologieneutrale” Formulierung hält einige massive Problematiken aus grundrechtlicher Sicht bereit:

  • Freie Wahl der Sperrmethodik:

    Den Providern werden keine Auflagen gemacht, Overblocking zu vermeiden. Ein Provider, der per Routingtabelle sperrt und täglich die IP-Adressen der auf der Sperrliste verzeichneten Domains ins Nirvana oder zum eigenen Stoppseitenserver routet, kann nicht für Overblocking verantwortlich gemacht werden, er erfüllt nur den Wortlaut des Gesetzes, auch wenn nur eine Domain auf einem Shared-Hosting-Server mit 50.000 anderen Domains nur eine kurzzeitig kinderpornografische Inhalte enthielt. Beschwerden sind zwar nachträglich übers Verwaltungsgericht möglich, doch möchte ich nicht wissen, wie lang ein Verfahren dauert, wenn plötzlich eine sehr große Anzahl versehentlich mitblockierter Seiteninhaber klagt.

  • Analyse des kompletten (unverschlüsselten) Datenverkehrs des Kunden:

    Warum nicht einfach auf die erste Stufe von Cleanfeed verzichten und stattdessen den gesamten HTTP-Verkehr über einen transparenten Proxy schicken? Neben einer Vereinfachung der Sperrinfrastruktur hat dies für den Provider den Vorteil, dass häufig angeforderte Inhalte gecachet werden können. Dies ist keine Zukunftsvision: Wer via Vodafones Websessions surft, bekommt (je nach Wal des Access-Points, Stand Januar 2009) von diesem transparenten Proxy Grafiken in schlechterer Qualität ausgeliefert, um den Traffic gering zu halten. Jene Mechanismen, die zur Identifikation von angeforderten Grafiken dienen, können ohne Änderungen dazu benutzt werden, die Sperrverfügungen umzusetzen. Während es bislang möglich ist, durch die Wahl des Access Points einen mobilen Internetzugang ohne Proxy zu verwenden, wird dies nach Implementierung der Sperrtechnologien nicht mehr möglich sein und sämtlicher ein- und ausgehende HTTP-Verkehr wird von einem Privatunternehmen analysiert werden.

Analog zur Welt der Post bedeutet der gegenwärtige Gesetzentwurf in etwa: Wir machen Listen mit den Adressen von bösen Leuten, die kinderpornografische Inhalte per Versandhandel vertreiben und die Post muss dann alle Postkarten prüfen, ob diese an die bösen Leute gerichtet sind. Ist das der Fall, behaltet Ihr die Postkarte und liefert die Stopkarte zurück. Wie Ihr das macht ist uns egal: Ihr dürft alle Postkarten, die über Euer System laufen, komplett lesen, wenn das einfacher erscheint oder Ihr dürft (analog zur IP-Adresse) gerne die Postkarten an einen ganzen Postleitzahlbezirk einkassieren.

Wir diskutieren momentan hauptsächlich über die Sperrung per manipuliertem DNS-Server, weil diese einerseits am einfachsten umzusetzen ist (wo nicht bereits transparente Proxies existieren) und andererseits viele Befürworter des Gesetzes sagen, dass die Nameserverabfrage vor dem Kommunikationsaufbau liegt. Ich an dieser Stelle einmal an die Juristen ab: In der gegen Overblocking anfälligen Sperrung auf IP-Ebene und der Analyse sämtlicher HTTP-Anfragen sehe ich einen klaren Verstoß gegen Artikel 5 und 10 unserer Verfassung. Selbst nach Streichen dieser Passagen bliebe noch die DNS-Sperre, die zumindest das Potential hat, den Email-Verkehr massiv zu behindern und damit auch in den Schutzbereich von Artikel 10 eingreift.

Selbst wenn es gelänge, das Gesetz dennoch — ausschließlich mit DNS-basierten Sperren — umzusetzen, bleibt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit: Aus Bundesmitteln wird derzeit die Einführung von DNSSEC gefördert, welche das Gesetz mittelfristig wirkungslos machen wird. Eine Verhältnismäßigkeit zwischen den wenigen Seiten, auf denen die Sperre in zwei oder drei Jahren noch nutzt, dem Aufwand für den Aufbau der Sperrinfrastruktur und den gebundenen Personalkapazitäten von BKA-Mitarbeiter, die statt zur Sperrlistenpflege mit besserer Schulung effizienter zur tatsächlichen Verfolgung von kinderpornografischen Angeboten eingesetzt werden sollten, ist nicht gegeben.

Auf das Mißbrauchspotential von Cleanfeed oder anderen Lösungen, die auf transparenten Proxies beruhen, gehe ich später ein…

Stoppseiten: Was passiert mit E-Mails?

June 12th, 2009 Datenschutz, Links und Rechts, Panopticon | 7 Kommentare »

Gastbeitrag von mir im Lawblog:

DNS-basierte Internetsperren kinderpornografischer Inhalte galten bislang als der einzig praktikable Weg, ohne Verfassungsänderung schnell ein symbolträchtiges Sperrgesetz auf den Weg zu bringen: Befürworter des Gesetzes argumentieren, dass eine manipulierte Nameserver-Antwort noch in die Phase vor dem Kommunikationsaufbau fällt und deshalb keinen grundrechtsrelevanten Eingriff in die Kommunikation selbst darstellt.

Die Funktionsweise der im “Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen” geplanten Sperren ist am ehesten mit einer manipulierten Telefonauskunft zu vergleichen: Ruft ein Surfer eine Webseite auf, wird zunächst bei einem Nameserver die einem Hostnamen zugehörige IP-Adresse angefragt. Bei den hierzulande geplanten und in einigen skandinavischen Ländern umgesetzten Sperren liefert der – auf staatliches Geheiß – manipulierte Nameserver des Internetproviders einfach die IP-Adresse des “Stoppseitenservers”, der entweder beim BKA oder beim Provider stehen wird.

Bislang konzentriert sich die Debatte lediglich auf die Sperrung von Webseiten, fast jeder Diskussionsbeitrag und jedes Rechtsgutachten geht davon aus, dass der Anfrage an einen Nameserver zwangsläufig ein HTTP-Aufruf, also die Abfrage einer Webseite folgt.

Weiterlesen im Lawblog…

Internetsperren für Killerspiele?

June 11th, 2009 Links und Rechts, Panopticon | 4 Kommentare »

Was möchte uns Thomas Strobl mit diesem Satz sagen?

In jedem Fall sollte aber meines Erachtens in der Debatte, welche Maßnahmen zur Gewaltprävention ergriffen werden, die von den Bundesministern von der Leyen und Schäuble vorgeschlagene Sperrung von kinderpornografischen Seiten im Internet mit Blick auf Killerspiele neu diskutiert werden.

Ich weiss es nicht. Vielleicht, dass die Internetsperren auch für “Killerspielewebsites” und “Killerspieleportale” genutzt werden sollten? Oder dass Killerspieler leichter zu KiPo-Konsumenten werden? Dass KiPo-Konsumenten erst virtuell, dann real töten wollen?

Mir scheint eher, als wolle Thomas Strobl einfach bei beiden emotionsgeladenen Themen medial präsent sein. Das ist ihm gelungen, ich schreibe drüber.

Nachtrag: Auch Netzpolitik nimmt sich des Themas an und das Lawblog.

Nachtrag, 19. Juni: Thomas Strobl hat seine Forderungen bekräftigt und möchte nun offenbar die nächste Sau durchs Dorf treiben. Artikel bei Golem.

Brief ans Familienministerium: DNSSEC vs. Kinderpornosperren

June 10th, 2009 Links und Rechts, Panopticon | 518 Kommentare »

So, der Brief ans Familien- und Wirtschaftsministerium ist raus, morgen folgen die Ausschüssen respektive Arbeitsgruppen “Wirtschaft und Telekommunikation” sowie “Soziales”.

Worum geht es? Um die Wirkungslosigkeit von Internetsperren auf DNS-Ebene vor dem Hintergrund der Einführung von DNSSEC, einem Signaturverfahren für Nameservereinträge. Brisant: Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie unterstützt derzeit in einem Feldversuch die Einführung von DNSSEC . Hier wird also mit Bundesmitteln und damit Steuergeldern eine absolut begrüßenswerte Technologie eingeführt, welche aber gleichzeitig die Sinnlosigkeit des Sperransatzes im “Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen” entlarvt.

Ich argumentiere hauptsächlich auf technischer Ebene, die rechtlichen und gesellschaftspolitischen Argumente wurden von verschiedenen Seiten — auch in den von Familien- und Wirtschaftsministerium  eingeholten Gutachten — mehrfach vorgebracht.

Nachtrag, 11. Juni: Heise hat einen älteren, sehr lesenswerten Artikel zu DNSSEC und Sperren per Nameservermanipulation. Es dürfte mittelfristig darauf hinauslaufen, dass der Client einen Resolver bekommt und der manipulierte Nameserver des Providers gar nicht mehr angefragt wird.

Unser Land vertraut Ihnen.

May 21st, 2009 Merk-würdiges, Panopticon | 6 Kommentare »

Mir wurde neulich ein Zettelklotz vom Bundesamt für Verfassungsschutz zugespielt, der nette Einblicke in das Gemüt der Schlapphüte vermittelt. Oder vermittelte: Der Klotz weist vierstellige Postleitzahlen auf, was auf die frühen 1990er hindeutet.

Eine Galerie mit verschiedenen Ansichten nach dem Sprung… Mehr »

Ursula von der Leyen: Durchbruch bei Kinderpornosperren per Telefonauskunft

May 19th, 2009 Datenschutz, Links und Rechts, Panopticon | 6 Kommentare »

Berlin, 19. Mai 2010:

Ursula von der Leyen erklärte heute den Durchbruch im Kampf gegen Kinderpornografie. Da Bestellungen einschlägigen Materials immer öfter per Telefon erfolgten, drängte Ursula von der Leyen auf eine gemeinsame Lösung mit Telefonbuchverlagen und Telefonauskünften.

Mit Erfolg: Heute wurde im sogenannten Auskunftsgipfel der Durchbruch erreicht: Telefonbuchverlage und Auskünfte erhalten vom BKA Listen mit Personen, die Kinderpornografie verbreiten. Die Telefonauskünfte geben statt den tatsächlichen Telefonnummern bei einer Anfrage Telefonnummern des BKA heraus, wo der Anrufer ein sogenanntes “STOPP-Band” zu hören bekommt, das ihn über die Folgen dieses schrecklichen Geschäfts aufklärt.

Ursula von der Leyen zum erreichten Durchbruch: “Ich war mir sicher, dass wir schnell zu einer Einigung kommen. Es darf nicht sein, dass Telefonauskünfte und Telefonbuchverlage sich wie bisher ihrer Verantwortung entziehen und Beihilfe zur Verbreitung der Dokumentation gequählter Kinder leisten.”

Noch nicht eindeutig geklärt ist die Überwachung der STOPP-Bänder: Befürworter der Telefonsperrlisten wünschen sich eine Protokollierung der Anrufe durch das BKA und sofortige Strafverfolgung der Anrufer.

Hausdurchsuchung und Untersuchungshaft, weil man bei der Anfrage an die Telefonauskunft nach Hans-Peter Meyer und nicht nach Hans-Peter Maier gefragt hat? Der Vergleich scheint auf den ersten Blick abwegig zu klingen, aber nichts anderes hat die große Koalition vor: Die vorgeblichen Internetsperren setzen bei dem im Hintergrund angefragten Auskunftssystem, dem DNS (Domain Name System) an, welches Domainnamen (Anschlussinhaber) auf IP-Adressen (das Gegenstück zur Telefonnummer) auflöst. Mehr »

You know how to drive stick?

April 29th, 2009 Autos, Uncategorized | 221 Kommentare »

Im US-amerikanischen Teil der Blogosphäre ist gerade ein absurdes Experiment am Laufen. Ausgerechnet Ford hat die Absatzkrise früh erkannt und durch Verkauf von Jaguar, Land Rover und Hertz viel Ballast abgeworfen. Sehr früh kam auch die Erkenntnis, dass europäische Modelle her müssen, um auf dem Heimatmarkt der Konkurrenz von Toyota, Honda, Kia und Hyundai etwas entgegensetzen zu können.

Als direkte Konkurrenz zum Honda Fit (hier Jazz) hat Ford den neuen Fiesta auserkoren. Der soll nun durch virales Marketing in den Staaten von Bloggern an den Mann gebracht werden. Auserkoren hat man dazu 100 Menschen mit hoher Reichweite, von Tech-Bloggern über bloggende Mütter und twitternde Rapper bis Society-Kolumnisten. Diese 100 Leute bilden das Fiesta Movement erhalten 100 Fiesta in deutschem Spec, also mit straffer Federung, dem 100PS-Benziner und — Schaltgetriebe.

In den USA sind jedoch über 90% der verkauften Fahrzeuge mit Automatik ausgestattet. Da macht man gerne Witze drüber, beispielsweise darf in “Pretty Woman” eine Prostituierte Richard Gere erklären, wie sich die H-Schaltung des Lotus bedienen lässt. Aufs “Fiesta Movement” übertragen sieht das dann so aus — Mann erklärt Frau, wie ein Schaltgetriebe bedient wird:

Es dürfte interessant werden zuzuschauen, wie ein kleines europäisches Auto, das dank Schaltgetriebe flink und sparsam ist, bei einer eher technikaffinen Zielgruppe wahrgenommen wird. Die anvisierte Klientel der Early-Adopters setzt sich früh und intensiv mit halbgarer Hard- und Software (erinnert sich noch jemand an iPhones der ersten Generation und brechende Gehäuse der weißen Macbooks?) und sollte daher mit dem Leidensdruck der ersten hundert Kilometer Schaltgetriebe kein Problem haben. Und uns Europäern dürfte der gelegentliche Blick auf die Kampagnenseite www.fiestamovement.com in den nächsten Monaten einen interessanten Einblick in die geänderte Wahrnehmung von Mobilität der Amerikaner in meinem Alter geben.

Post aus Finnland!

March 7th, 2009 Fahrrad, Merk-würdiges | 11 Kommentare »

Vor ein paar Tagen kam dieser Umschlag mit einer CD voller MP3s mit finnischem Tango — Stücken, die man hierzulande nicht findet und die von schräg über melancholisch bis fast-argentinisch gehen:

Wie komme ich dazu, mir von einem finnischen Outdoor-Laden Tangos schicken zu lassen? Ganz einfach. Samu Laine, ein Ringlé- und Klein-Fan wurde auf mein Blog-Posting mit der kaputten Ringlé-Nabe aufmerksam und fragte mich, ob er Einzelteile haben könnte. Klar konnte er:

Dieses Fahrrad wird dann bald wieder korrekt in Ringlé-Blau erstrahlen:

Samu betreibt übrigens die Site oldklein.com, die sich komplett den Kleins aus der guten alten Zeit, also der Hochzeit des Sports bis Mitte der 1990er widmet — Bike-pr0n at it’s best! Ich selbst habe mir ja nie ein Klein gegönnt, nach dem Surfen auf Samus Site hätte ich aber schon Lust, beim Händler nebenan mal zu stöbern…

Erst Fakten, dann Gesetze — von der Leyen und lustige Ideen für ein sauberes Netz

February 3rd, 2009 Datenschutz, Links und Rechts, Panopticon | 5 Kommentare »

Da haben sich also Vertreter der größten Internetprovider mit Frau von der Leyen getroffen und beschlossen, dass deutsche Surfer in Zukunft keinen Zugriff auf Kinderpornografie mehr haben werden. Ab Ende Februar ist es soweit: Die großen Provider verpflichten sich selbst, nach Sperrlisten des BKAs zu filtern. Weil die Familienministerin es so will und aufmüpfige Provider schnell den Ruf weghätten, Kinderpornografie Vorschub zu leisten, werden wir in weniger als vier Wochen ein zensiertes Web haben — ohne Rechtsgrundlage und mit fragwürdigem Nutzen.

Ich werde in diesem Artikel darauf eingehen, warum die von den Providern zugesagte Lösung die denkbar schlechteste aller Möglichkeiten ist: Sie kann leicht umgangen werden, hat massive Kollateralschäden zur Folge und es fehlt ihr die nötige Transparenz, die zur Kontrolle und gegebenenfalls der gerichtlichen Überprüfung der Sperrlisten notwendig ist. Mehr »